Geschichte des Karate Club Oyama Berlin

last update 24.11.2011

Die Oyama Karate Schule in Berlin

30 Jahre ist es nun schon her, seit in einer Kreuzberger Fabriketage das erste Karate-Studio von Ingo Freier eröffnet wurde, genauer gesagt, am 1. Februar 1967. Und die Anfänge waren mehr als abenteuerlich.

Mühsam wurden die Altlasten der Vorgänger entfernt, was bei Schlossereien, Tischlereien und chemischen Kleinbetrieben nicht einfach, ja teilweise sogar unmöglich war, und unbeheizte Toiletten gab es nur "eine Treppe tiefer" - für heutige Verhältnisse undenkbar. Aber der gro�en Initiative des Inhabers und der tatkräftigen Hilfe von guten Freunden ist es zu verdanken, dass mit den wenigen zur Verfügung stehenden Mitteln ein ansehnlicher und funktionstüchtiger Trainingsraum entstehen konnte.
Am ersten Trainingstag gab es zwar lange Gesichter, denn trotz des anfangs regen Interesses erschienen gerade einmal 2 Personen. Nun, Ingo Freier lie� sich nicht unterkriegen. Mit der ihm eigenen Konsequenz und Geradlinigkeit verfolgte er sein Ziel, die Kenntnisse über einen Kampfsport, der ihn zutiefst überzeugt hatte, an andere weiterzugeben. So verwundert es nicht, dass am Ende des ersten Jahres schon fast 100 Schüler seinen speziellen Karate-Stil lernen wollten. Dieser Stil, als besonders hart und kompromisslos bekannt, fordert den Schüler in jeder nur denkbaren Weise.

Auch Ingo Freiers Weg zum Shihan war keineswegs ein "Sonntagsspaziergang". Hatten es ihm doch in den 50er Jahren die Bodybuilder in den Filmen angetan. Sein Ziel war, seinen Körper genauso auszubilden, nur Trainingsmöglichkeiten dafür gab es in Berlin noch nicht. Aber schon damals mit zäher Ausdauer gesegnet, suchte er eine Möglichkeit und begann im jugendlichen Alter mit dem Krafttraining bei den Ringern. Nach einiger Zeit erwies sich diese Sport-Richtung als ungeeignet und - der Zufall kam dem Suchenden zu Hilfe - Poldi Merc eröffnete sein später stadtbekanntes Bodybuilding Studio. Ingo Freier nahm jeden Tag Anfahrtszeiten von bis zu 2 Stunden in Kauf um, neben der Ausbildung als Schriftsetzer, seine Vorstellung vom perfekten Körper zu verwirklichen. Schon zu dieser Zeit wollte er nichts lieber, als selbst ein Sport-Studio zu eröffnen. Trotz intensiven Trainings mit guten Fortschritten war er noch meilenweit von seinen Idealvorstellungen entfernt. Er war, wie auch heute noch sehr viele, der Meinung, die "aufgeblasenen" Muskeln schnell erreichen zu können.
Von dieser Illusion geheilt und ein wenig mutlos, hörte er - man kann es Zufall oder Schicksal nennen - von einem Mann namens Mas. Oyama, der mit Karate gegen Stiere kämpfte und Holz und Steine mit der blo�en Hand zerschlug. Die Abbildung bei einem Artikel über ihn waren verblüffend. Er war zwar von kräftiger Statur, aber ganz ohne die üblichen Muskelpakete.

Ingo Freier wandte sich nun, neugierig geworden, dem Karate zu. Zu dieser Zeit nahm er bereits Judo-Unterricht in der Sportschule Nippon, und dort begann kurze Zeit später Georg Serre mit dem ersten Karate-Kurs. Die Trainingsmethoden waren jedoch sehr monoton, es gab nicht die ersehnten "Geheimtechniken" und das Interesse am Karate wurde weniger und weniger. Bis ein Mann seinen Weg kreuzte, der ihn, wie kein anderer, beeindruckte und prägte: Der Holländer Jon Bluming, fast zwei Meter gro�, ein Bär von einem Kerl, damals schon 5. Dan und Meisterschüler von Mas. Oyama.
Das Wochenendseminar in der Sportschule Nippon, das er leitete, wurde für Ingo Freier ein Meilenstein in seinem Sport-Leben. Noch heute - 35 Jahre später - merkt man ihm an, wie sehr ihn dieser Mann beeindruckt hatte, der in langjährigen Aufenthalten in Japan das Verständnis und die Fertigkeit für eine solche Kampfkunst verinnerlichte und dies seinen Schülern auch vermitteln konnte. Nun war er endlich dort angekommen, wonach er so lange Zeit gesucht hatte - Kyokushin - die vollendete Wahrheit.
Was lag da näher, als im Bluming-Dojo in Amsterdam das Training aufzunehmen. Hatte doch Jon Bluming nicht nur den 6. Dan im Karate, sondern auch den 5. Dan im Judo, im Kodokan, den 3. Dan Bojitsu und den 1. Dan Lai-do. Dort war also nicht nur die fachliche Basis gesichert, auch das Dojo selbst vermittelte mit seiner japanischen Ausstattung - Chinden (Altar), Samurai Schwerter, Bos, Kasuri-Gama und vielen Zertifikaten - eine für das Karate wichtige Atmosphäre, die richtige innere Einstellung für einen so knochenharten Kampfsport.

In den folgenden Jahren pendelte er also regelmä�ig zwischen Berlin und Amsterdam. In Berlin musste das Geld verdient werden und in Amsterdam perfektionierte er "seinen" Kampfsport. Die Regeln waren damals au�erordentlich brutal. Viele Stö�e und Schläge, die heute verboten sind, waren allgemein üblich. Trotzdem konnte sich das Bluming-Dojo über mangelnden Zulauf nicht beklagen und man durfte stolz darauf sein, als Mitglied aufgenommen zu werden.
So sind dann neben Ingo Freier auch bekannte Namen wie J. Kallenbach, H. Seriese, J. Reus, R. Schulz und J. Stapper mit dem Bluining-Dojo verbunden. Es zeigt sich immer wieder, dass seine Entscheidung für das Kyokushin-Karate richtig war. Und als Sensei Kenji Kurosaki, "the devil" aus dem Honbu-Dojo in Tokio für ein Jahr nach Holland kam, war das für die Schüler von Jon Bluming das "Tüpfelchen auf dem i".

Kurosaki war ein Mann der ersten Stunde. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern und war ma�geblich am Aufbau des Kyokushin-Karate beteiligt. Unter seiner Leitung errang das Oyama-Team mit Nakamura, Shigeru Qyama und Fudshihira die ersten Siege gegen die zu dieser Zeit im Ring als unschlagbar geltenden Thai-Boxer. Damit war der Anfang für das Kick-Boxing gemacht, die damals professionelle Form des Kyokushin-Karate.
In Holland war er in den Dojos in Amsterdam und Den Haag tätig und Ingo Freier machte im Jahr 1966 seinen 1. Dan unter Sensei Kurosaki in Rotterdam. Mit diesem Rüstzeug versehen eröffnete er 1967 das erste Kyokushinkai-Dojo Deutschlands in Berlin. Damit waren aber längst nicht alle Hürden überwunden, denn die traditionellen Verbände lehnten das Kyokushin-Karate als zu hart ab und versuchten, die Weiterentwicklung dieser Karate-Richtung zu verhindern. Aber sie hatten die Rechnung ohne den Gründer gemacht. Er war felsenfest von diesem Stil überzeugt, setzte sich gegen allen Widerstand durch, unterrichtete weiter - und der Erfolg gab ihm recht.
Im März 1986 wurde die Deutsche Kyokushinkai Organisation e.V. (DKO) ins Leben gerufen, die nach weiteren Schwierigkeiten mit anderen Verbänden inzwischen eine international anerkannte Organisation ist, die aktiv dazu beiträgt, die Stilrichtung zu pflegen und weiterzuentwickeln.

Dank Ingo Freier, der durch einen unerschütterlichen Glauben an seine Idee 30 Jahre lang immer wieder dafür eintrat. Ein oft mühevoller Weg - der sich letztlich doch gelohnt hat.

World's best Mas. Oyama Karate!

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